Frédéric Bodin, plastischer Chirurg am Universitätsklinikum Straßburg, ist Mitbegründer und wissenschaftlicher, ethischer und medizinischer Direktor von Pixacare, einer Anwendung zur Verwaltung und sicheren Speicherung medizinischer Fotos. Eine Lösung, die Chirurgen bis zu 1,5 Stunden medizinische Zeit pro Arbeitstag sparen könnte.
In meinem Beruf machte ich jede Woche über 200 Fotos von meinen Patienten mit meinem Smartphone. Ich hatte jedoch kein Werkzeug, um diese Fotos schnell zu sortieren und sicher zu speichern. 2018 nahm ich mit der Idee, eine App zur Verwaltung meiner medizinischen Fotos zu entwickeln, an einem Wettbewerb für Innovationen im Gesundheitswesen teil. Dort lernte ich Matis Ringdal und Vincent Marceddu kennen, die meine Partner wurden. Der Prototyp von Pixacare, den wir bei dem Wettbewerb einreichten, gewann mehrere Preise.
Dann ging alles Schlag auf Schlag: 2019 haben wir unser Unternehmen gegründet und unsere ersten Verträge mit Krankenhäusern an Land gezogen. Im selben Atemzug gelang uns unsere erste erfolgreiche Finanzierungsrunde in Höhe von 2 Millionen Euro. Es stellte sich heraus, dass der von mir ermittelte Bedarf alle Angehörigen der Gesundheitsberufe betraf, die täglich mit Fotos arbeiten.
Pixacare ist eine Anwendung zur Verwaltung medizinischer Fotos, die sowohl auf dem Handy als auch auf dem Computer verfügbar ist. Sie ermöglicht es, medizinische Fotos sicher auf einem HDS-zertifizierten Server zu speichern und sie von der persönlichen Galerie auf dem Handy zu trennen.
Die Anwendung automatisiert die Sortierung von Fotos nach Datum und Patienten und bietet die Möglichkeit, zur besseren Organisation eigene Stichwörter hinzuzufügen. Praktiker identifizieren Patienten schnell, indem sie deren Krankenhausetikett einscannen und mit einem Klick auf deren Verlauf zugreifen. Mit dem Bearbeitungswerkzeug können sie Anmerkungen machen, zuschneiden und zoomen, um einen Bereich hervorzuheben oder Fotos zu anonymisieren. Und schließlich ermöglicht das integrierte sichere Messaging den Gesundheitsfachkräften den sicheren Austausch von Meinungen, Nachrichten und Fotos.
Gemäß der Datenschutz-Grundverordnung müssen Angehörige der Gesundheitsberufe Maßnahmen ergreifen, um die medizinischen Daten von Patienten zu schützen, einschließlich der Fotos, die im Rahmen der medizinischen Versorgung aufgenommen werden. Pixacare sichert medizinische Fotos, indem es sie verschlüsselt auf einem HDS-zertifizierten (Health Data Hosting) Server speichert und den Zugriff auf autorisierte Personen beschränkt.
Darüber hinaus standardisiert Pixacare das System zur Aufbewahrung von Fotos, das zuvor von Arzt zu Arzt unterschiedlich war: Smartphone, Computer, Cloud, Festplatte oder USB-Stick. Dabei handelte es sich zumeist um ungeschützte Medien, die leicht verloren gehen konnten. Es kam zu einer Zerstreuung der Bilder außerhalb der medizinischen Akten.
Heute wird Pixacare in 20 Krankenhäusern in Frankreich und im Ausland eingesetzt. Mehr als 35.000 Patienten und 250.000 Fotos wurden in unserer App gespeichert. In der Zentrale besteht das Team mittlerweile aus 20 Mitarbeitern. Anfang 2023 erhielt Pixacare die CE-Kennzeichnung für Medizinprodukte, d. h. die App entspricht den grundlegenden Anforderungen, die in den europäischen Vorschriften festgelegt sind.
Die Mission von Pixacare ist es, die Kamera des Smartphones in ein medizinisches Gerät zu verwandeln. Heute bieten wir neben der Fotobibliothek auch eine Lösung zur Fernüberwachung und Dokumentation von Wunden an. In Kürze planen wir die Integration von KI-Algorithmen zur Messung und Analyse von Wunden. Längerfristig streben wir an, dass Pixacare die unverzichtbare Anwendung für alle Krankenhausteams wird.
FHF Magazin, März-April 2023.